Heute möchte ich über einen Streit schreiben, der eigentlich keiner sein sollte. Es geht um einen angeblichen Gegensatz von Wissenschaft und Religion: Kreationismus und Evolution. Es geht um den Streit über die Entstehung der Welt, ihr Alter und die Entstehung der Lebewesen auf ihr und wie alt diese nun wieder sind. Sind sie durch eine Evolution erschaffen worden oder durch einen Schöpfergott? Geschah dies in Jahrtausenden oder Jahrmillionen oder in 6 Tagen?

Dieser Streit ist keineswegs ausgefochten oder historisch. Es ist auch nicht eine Schrulligkeit erzkonservativer, fundamental orientierter Christen in den USA. Es ist gegenwärtige Kultus- und Europapolitik. Am 

Streit um Evolution und Schöpfungslehre – Gott beweist: Darwin ist tot

Ich muss an der Stelle korrigieren: Kreationismus – Evolution Debatten sind nicht eine christliche Spezialität – Vertreter anderer Religionen verstehen sich auch darauf.

Ist der Streit eigentlich wirklich einer mit der Wissenschaft? Es gab im 20. Jahrhundert eine Phase, in der jede wissenschaftliche Entdeckung zur Lächerlichmachung des Glaubens genutzt wurde. Kosmonauten prahlten nach ihren Flügen, weder Gott noch Engel gesehen zu haben und Forschungen der Geologie oder Biologie wurden genutzt um den Glauben an Gott schlicht als mangelnde Bildung hin zu stellen. Dass diese ideologische Ausschlachtung des Atheismus mit der Wissenschaft an sich nicht viel zu tun hat, hat mancher Fromme als Betroffener dabei übersehen.

Kreationismus Evolution – Da schluckt man den Köder und hält dagegen wie man kann.

Motiv der Kreationisten oder der Vertreter einer „jungen Erde“ Theorie dürfte in vielen Fällen eine Verteidigung ihres Glaubens und der von ihnen so hoch geschätzten heiligen Schrift sein. Wenn sie diese doch bloß wirklich kennen würden! Es wäre ihnen dann ein Paradoxon im Bezug auf die Erschaffung von Dingen aufgefallen, das die vielen krampfigen Beweise und Gegenbeweise mit nur einem Wort ad Absurdum führt.

Es gibt auch noch eine große Gruppe Harmonisierer. Man versucht die verschiedenen Vorstellungen unter einen Hut zu bringen: Evolution wird dann als „ein von Gott gesteuerter Prozess“ verstanden oder es wird bei der Erschaffung des Menschen nach Körper und Seele unterschieden. Da ist dann halt der Körper durch Evolution entstanden und die Seele des Menschen wurde zu einem bestimmten Zeitpunkt von Gott erschaffen. Mit den Worten der Bibel hat das allerdings nur noch wenig zu tun.

Das Fatale ist das Entweder-Oder in den Überlegungen. Es erscheint als könne nur eine Position richtig sein. Ich habe mich nun lange und umfassend mit der Materie befasst und bin von allen Positionen enttäuscht. Ich erkenne bei „Gottgläubigen“ und „Wissenschafftsgläubigen“ gleichermaßen eine Verbohrtheit, die weder dem Glauben, noch der Wissenschaft gerecht werden. Bei den Harmonisierern entsteht mir der Eindruck, dass die Wahrheitsfindung hinter gesellschaftspolitischen Überlegungen weit zurücktritt. Sie erscheinen mir sehr wässerig: Hauptsache ein Kompromiss.

Alle Seiten – auch die Schöpfungsgläubigen – ignorieren in ihren Ausführungen den eigentlichen Vorgang einer Schöpfung. Wenn sie sich nur einmal kurz mit der Bibel beschäftigen würden, anstatt Gegenargumente gegen wissenschaftliche Forschungen zu suchen, hätte mit einem einzigen weisen Satz die gesamte Thematik auf eine weisere Ebene gebracht werden können.

Was ich meine, möchte ich an einem kleinen Beispiel einführen:

Wie alt war der Wein?

Wir kennen den Bericht wie Jesus Wasser in Wein verwandelte. Alle diejenigen, die nicht an solche Wunder glauben, bitte ich es zumindest als Gedankenexperiment stehen zu lassen. Hier wurde Wein geschaffen. Die Diener wussten, dass vor 5 Minuten noch Wasser in den Krügen war. Hätte man sie gefragt: Wie alt ist der Wein? Ihre Antwort wäre der Wahrheit gemäß gewesen: Nicht viel älter als 5 Minuten.

Der Speisemeister der Hochzeit, der von dem Vorgang nichts wusste, kommt zu der Beurteilung: Das sei der beste Wein des Abends gewesen. Ein guter Wein muss gelegen haben, voll ausgegoren sein. Könnte man diesen Wein einem Weinkenner vorlegen, würde er ihm ein gutes Alter und einen sonnigen Jahrgang bescheinigen.

Wer hat recht? In gewissem Sinne beide.

Wenn Dinge erschaffen werden, werden sie mit einer Vergangenheit erschaffen.

Auch wenn der Wein erst seit 5 Minuten existiert, ist es ein Wein, der 5 Jahre gelagert hat. Er hat von der Existenz ein geringes Alter und von der Beschaffenheit ein hohes.

Die Untersuchung eines Gegenstandes gibt bei Schöpfung keinen Aufschluss darauf, seit wann er tatsächlich existiert. Wenn einem 30 Jahre alten Mann durch ein Wunder eine verlorene Hand neu nachwachsen würde: Diese Hand wäre biologisch genau so alt wie der Mann – 30 Jahre.

Wenn Gott nun die Idee hätte, unserem Sonnensystem einen neuen Planeten oder Mond in die Existenz zu sprechen, und wir ihn plötzlich am Nachthimmel erscheinen sehen würden: Wie alt wäre dieser Planet?

Natürlich würden wir eine Sonde starten und sie würde feststellen, dass dieser Planet genau so alt ist, wie der Rest unseres Sonnensystems. Wir würden uns wundern, wie es sein kann, dass wir ihn bisher nicht sahen, weil er doch schon immer da gewesen sein muss. Die Vergangenheit, die in einer Sache ist, muss nicht tatsächlich stattgefunden haben. Das Universum ist auf Kontinuität angelegt. Wenn etwas Neues hinzugefügt wird, wird es so integriert, dass es möglichst gut in kausale Zusammenhänge passt.

Es gibt eine Bibelstelle, die das sehr direkt aussagt:

Röm 4:17 Ich habe dich zum Vater vieler Nationen gesetzt vor dem Gott, welchem er glaubte, der die Toten lebendig macht und das Nichtseiende ruft, wie wenn es da wäre;

Das bedeutet, dass wenn Gott Dinge erschafft, sind diese im Augenblick ihrer Entstehung so, als ob es sie schon immer gegeben habe. Jede Schöpfung breitet sich in der Zeit aus: Einmal in die Zukunft, das ist die Zeit die wir kennen, und einmal in die Vergangenheit. Wann genau der Zeitpunkt der Erschaffung der Sache war, ist nicht durch Untersuchungen zu ermitteln.

In der Stunde Null des Universums begann die Zeit und zugleich breitete sich eine Vergangenheit in die Ewigkeit „vor“ der Zeit aus. Einfach deshalb, weil vor jedem Zeitpunkt kausal ein anderer gewesen sein muss. Das definiert ihn. Das bedeutet aber nicht, dass diese Vor-Vergangengeit wirklich geschehen ist. Sie ist mehr wie ein Echo.

Damit stehen wissenschaftliche Beobachtungen nicht im Gegensatz zum biblischen Schöpfungsbericht. Es ist wissenschaftlich fast nicht möglich die Stunde Null unseres Universums zu ermitteln, es sei denn, man war Zeuge des Paradoxons. Es ist nicht einfach möglich eine durch Zeit geschehene Vergangenheit und eine schöpfungsintegrierte Vergangenheit zu unterscheiden.

Ein mögliches Kriterium könnte sein: Keine weitere Zunahme der Komplexität. Die schöpfungsintegrierte Vergangenheit ist Teil des Erschaffungsprozesses und versucht möglichst einfach eine Herleitung des Geschaffenen abzubilden.

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