Über Maria Magdalena oder Maria von Magdala wird im Neuen Testament berichtet. Ihr Beiname verweist auf den Ort Magdala am See Genezareth im Heiligen Land. Das ist nicht ungewöhnlich: Zu allen Zeiten wurden Menschen nach ihrer Herkunft bezeichnet. Maria war ein so häufiger Name, dass Zusätze zur Unterscheidung sicher nötig waren. Die Evangelisten erwähnen sie als Jüngerin von Jesus und Zeugin der Auferstehung.

Von vielen wird sie als „die Sünderin“ angesehen, was aber unangemessen scheint. Diese Sichtweise wird dem Bericht in der Bibel nicht gerecht. Es findet sich der Hinweis, dass Maria Magdalena aus Schwierigkeiten zu Jesus kam: Sie wurde von sieben Geistern befreit. Ihr Leben danach zu beurteilen ist aber kurzsichtig. Es ist erkennbar, dass sie eine wichtige Person in der neuen Glaubensgruppe wurde. In der jungen Christenheit gab es durchaus Frauen, die starke Rollen einnahmen (Priscilla, Junias) und Leitende Aufgaben wahrnahmen. Die Rolle einer Apostolin hat möglicherweise die Staatskirche später heruntergespielt. Es existierten schon in frühchristlicher Zeit Gruppierungen, die Maria von Magdala als Leitfigur betrachteten. Die Bibel selber legt es auch nahe: Sie spricht von erlösten, veränderten und erneuerten Menschen – nicht ewigen Sündern. Das Menschenbild des Christen ist genau entgegengesetzt der späteren Traditionen des Katholizismus.

Festzustellen ist, dass in vielen christlichen Gemeinden Frauen die Chance erhielten, aus überkommenen Rollenmustern auszubrechen. Besonders an den Episteln ist das zu erkennen.

Außerhalb der neuen imperialen Glaubensordnung gab es noch die Gnostiker. Unter dieser Sammelbezeichnung attackierten Theologen seit dem 2. Jahrhundert Menschen, die eigene Wege der Offenbarung gingen. Die gnostischen Evangelien beruhen jedoch häufig auf literarischer Fiktion und sind ungeeignet etwas über die wirkliche Person zu erfahren.

Jesus heiratete Maria Magdalena?

Diese und ähnliche Behauptungen werden aufgestellt, aber es fehlen echte Belege. Motive für diesen Themenkomplex scheinen Sensationslust, Gewinne und möglicherweise auch Wiederspruch zu Kirche oder sogar feministische Ideen zu sein.

Ehefrau, Jüngerin, Prostituierte

Historisch weiß man nur sehr wenig über die Frau aus Magdala. Dass sie eine Prostituierte gewesen sein könnte ist nur eine Vermutung. Sicher ist, dass sie Jüngerin mit Vorbildkarakter wurde. Das Zurückführen in das Bild einer „ständigen Sünderin“ passt zur Unternehmenspolitik einer Kirche, die die Menschen in der Rolle des Sünders festhält um am Erlösungsgeschäft gut zu verdienen. Die Maria Magdalena der Bibel ist aber eine Frau, die „es geschafft“ har und ein neues Leben begonnen hat.

Die „sündige Maria“ hat es als Motiv in die Popmusik geschafft. Maria Magdalena ist eher eine Symbolfigur der Befreiung aus gesellschaftlichen Grenzen und Zeichen einer Frau, die Ihr Leben bestimmt und neu ordnet als die ewige Sünderin.

Zur Verteidigung der Kirche muss man sagen, dass sie eine lebensverändernde Glaubenskraft ja auch nicht verkünden kann, die sie selber nicht kennt. Der Umgang mit der Person Maria Magdalena offenbart, dass z.B. schon wenige Jahrhunderte später z.B. die Päbste die erlösende Kraft des Evangeliums nicht mehr kannten.

Maria Magdalena fand immer wieder Beachtung, z.B. als Bühnenstück:

Bei allen Spekulationen über Maria Magdalena ist zu empfehlen sich auf die aussagen der vier Evangelien zu beschränken. Das hier gezeichnete Bild wird der Person Maria Magdalena am ehesten gerecht: Ohne Projektionen und Sehnsüchte.